Ein paar Gedanken zu den Inneren Kritikern

Weißt du, was ich früher dachte: Dass man vor den Inneren Kritikern flüchten kann. Mit mehr Erfolg, mehr Leistung, mit ignorieren oder mit einer Weltreise – Nach meinem Studium habe ich als Projektmanagerin für Kinderspiele gearbeitet. Ein unglaublich toller wie anspruchsvoller Job. Ich war sehr glücklich, bis die Inneren Kritiker immer lauter wurden. Damals hat mir das Wissen, die Reife und die Unterstützung (ich wollte das alleine schaffen) gefehlt, um einen guten Umgang mit dieser Situation zu finden und mein Selbstvertrauen zu stärken. Und da es schon immer mein Traum war, die Welt zu sehen, bin ich nach einigen Jahren im Job für ein Jahr auf Weltreise gegangen, um aus diesem Stress-Selbstzweifel-Wust herauszukommen. Es war ein traumhaftes Jahr – aber die Inneren Kritiker sind mitgereist und waren auch zurück in Stuttgart noch da. Das hat mich wachgerüttelt und so habe ich angefangen mich intensiv mit dem Thema auseinander zusetzen und dieses Jahr feiere ich mein 10. Jahr als selbständiger Coach und Beraterin für mehr Selbstvertrauen und Persönlichkeitsentwicklung. Die Arbeit mit den inneren Kritiker spielen in den Coaching-Prozessen  immer eine wichtige Rolle.

Und daraus leitet sich mein 1. Gedanke zu den Inneren Kritikern ab:

1. Die Inneren Kritiker verschwinden nicht einfach! Aber es gibt viele tolle Methoden, um einen anderen Umgang mit deinen Inneren Kritikern zu bekommen und um dich endlich freier und entspannter zu fühlen. Wichtig ist es, im 1. Schritt mit Mut und Offenheit eine größere Bewusstheit zu entwickeln, wann die Inneren Kritiker laut werden, auf welche Weise sie sich noch zeigen und welches (ungeeignete) Verhalten sie auslösen.

Mein 2. Gedanke klingt im ersten Moment etwas enttäuschend: Die Inneren Kritiker begleiten dich ein Leben lang. Wir wünschen uns doch alle insgeheim, dass eines Tages alles gut ist. Sprich, die unguten Gefühle, Selbstzweifel und Schwierigkeiten endlich und ein für alle Mal verschwinden. Mit diesem Anspruch setzen wir uns (unbewusst) ein Ziel, das nicht realistisch ist. Und dennoch fangen die Inneren Kritiker schnell an, dich runter zu machen, weil du das mit der eigenen Entwicklung aus ihrer Sicht immer noch nicht perfekt hinbekommst. Persönlichkeitsentwicklung ist aber kein Selbstoptimierungsprozess, sondern ein Reifungsprozess, um dein Leben so zu gestalten, wie es deinen Werten und Bedürfnissen entspricht. Auf den 2. Blick ist der Gedanke daher unglaublich entlastend, weil es den überhöhten Anspruch rausnimmt, dass du irgendwann so oder so sein musst. (Das Wort „muss“ ist oft schon ein Zeichen dafür, dass die Inneren Kritiker aktiviert sind. Achte in den kommenden Tagen einmal auf deine Sprache und Gedanken. Wie oft „musst“ du etwas tun?). Mit der passenden Haltung und dem passenden Verhalten wird es dir dann egal werden, dass die Inneren Kritiker noch da sind oder was die Inneren Kritiker zu dir sagen, weil du gelernt hast, die Frau bzw der Mann im (Seelen-)Haus zu sein und DU entsprechend auf sie reagierst.

Und das führt mich zu Gedanke Nr. 3

3. Die Inneren Kritiker sind deswegen so schwierig, weil du dich ihnen aktuell  (noch) hilflos ausgeliefert fühlst. Mit ein wenig Übung, holst du dir die Macht (zurück) und lernst auf Distanz zu ihnen zu gehen und ihnen selbstbewusst entgegenzutreten. Das heißt, die Inneren Kritiker per se sind nicht direkt das Problem, sondern die Gefühle und das Verhalten (oder das Nicht-Verhalten), was durch sie aktuell noch in dir ausgelöst wird.

Das zu verstehen und aktiv daran zu arbeiten war ein echter Gamechanger für mich. In meinen Einzel-Coachings und meinem Mentoring-Gruppen-Programm setze ich daher auf die Stärkung deines Selbstvertrauens, deiner Fähigkeiten und Ressourcen (Du bringst nämlich schon so viel mit, auch wenn die Inneren Kritiker dir etwas anderes erzählen wollen) und auf das Mehr an Wissen, damit der Innere Kritiker keinen Monolog mehr in dir führen kann, sondern damit du selbstbewusst fragst: Wer sagt da gerade was zu mir – und was sage ich überhaupt dazu?